Die Branche in Zahlen

Im Folgenden werden aktuelle Kennzahlen der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen beschrieben.


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Die Ernährungsbranche stellt innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes sowohl hinsichtlich des Umsatzes als auch bezüglich der Bedeutung für den Arbeitsmarkt in Niedersachsen den zweitwichtigsten Wirtschaftszweig nach dem Fahrzeugbau dar. Im Jahre 2018 waren rund 80.000 Personen in 719 Unternehmen des Ernährungsgewerbes tätig. Diese erwirtschafteten einen Umsatz von 35,4 Mrd. €.

Die hohe Bedeutung der niedersächsischen Ernährungswirtschaft innerhalb Deutschlands wird daraus ersichtlich, dass allein aus Niedersachsen 19,1 Prozent des Umsatzes der Branche stammen. Als besonders bedeutend zeigt sich die Schlachtung und Fleischverarbeitung. Mit 9,8 Mrd. € entfielen rund 35 Prozent des Branchenumsatzes auf diesen Sektor.

An zweiter Stelle folgt darauf die Milchverarbeitung (5,1 Mrd. €), danach rangiert die  Futtermittelherstellung (4,0 Mrd. €) sowie die Herstellung von Back- und Teigwaren (2,5 Mrd. €).

 

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 2018

Trotz der in weiten Teilen nach wie vor mittelständisch dominierten Unternehmenslandschaft zeichnen sich nahezu alle Wirtschaftszweige der niedersächsischen Ernährungswirtschaft durch hohe Produktivitätskennwerte aus. Sowohl bei den Umsätzen je Beschäftigtem als auch je Betrieb wurden 2015 überwiegend deutlich höhere Werte erzielt als im Vergleich zu den jeweiligen Mittelwerten im Bund. Über die gesamte Nahrungs- und Futtermittelindustrie hinweg betrachtet erwirtschaftete jeder in Niedersachsen tätige Mitarbeiter 45 Prozent mehr Umsatz als im deutschlandweiten Branchenmittel.
Besonders produktiv sind die Beschäftigten in der Back- und Teigwarenindustrie, die rund 63 Prozent mehr Umsatz pro Person als im Durchschnitt erzielen.

Auf Betriebsebene unterstreichen die in Relation zu den Bundesmittelwerten deutlich höheren Umsatzwerte je Betrieb bei der Schlachtung und Fleischverarbeitung, der Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten, der Verarbeitung von Obst und Gemüsen sowie bei der Fischverarbeitung und der Herstellung von Futtermitteln den Rang Niedersachsens als Agrarland Nummer 1 in Deutschland.

Hohe Nutzviehbestände sowie der großflächige Anbau von Obst und Gemüse begünstigen die Errichtung großer Verarbeitungsbetriebe, in welchen in der Regel deutlich effizienter produziert werden kann. Darauf basieren z.B. die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt doppelt so hohen Umsätze je Betrieb in den niedersächsischen Schlachtungs- und Fleischverarbeitungsunternehmen.

Differenziert man die Wirtschaftszweige weiter, so zeigt sich, dass die heimische lebensmittelverarbeitende Industrie in einzelnen Produkt- bzw. Produktionsbereichen nicht nur überproportionale Anteile hält, sondern sogar teilweise mit Abstand führende Positionen in Deutschland inne hat. Speziell die Schlachtung von Geflügel stellt eine Domäne der niedersächsischen Ernährungswirtschaft dar.

Über 64 Prozent des in diesem Sektor in Deutschland erzielten Umsatzes erwirtschaften Geflügelschlachtereien im Lande. Auch bei der Speiseeisherstellung (39 Prozent) und der Verarbeitung von Kartoffeln (37 Prozent) hat Niedersachsen innerhalb Deutschlands die Nase vorn.

Nicht zuletzt ist auch die Futtermittelindustrie im Lande führend in Deutschland. Rund 39 Prozent der in Deutschland mit Nutz- und Heimtierfuttermitteln erwirtschafteten Umsätze werden in niedersächsischen Produktionsstätten erzielt.

Jeweils mehr als ein Drittel der insgesamt erzeugten Produkte stammten somit 2015 aus niedersächsischen Unternehmen.

Der Schwerpunkt der niedersächsischen Ernährungswirtschaft findet sich im ehemaligen Regierungsbezirk Weser-Ems, wo mit 267 Unternehmen etwa 44 Prozent aller in Niedersachsen mit der Erzeugung von Nahrungs- und Futtermittel beschäftigten Betriebe angesiedelt sind. Weitere 154 Betriebe liegen in der statistischen Region Lüneburg, 117 sind im Bezirk Hannover zu finden und 74 Firmen haben ihren Sitz in Braunschweig. Hinsichtlich der erzeugten Produkte haben sich dabei Schwerpunkte herausgebildet, die sich überwiegend auf die jeweilige Vorzüglichkeit der zugrunde liegenden landwirtschaftlichen Produktion zurückführen lassen.

Der südliche Weser-Ems-Raum beispielweise stellt das Zentrum der Schweine- und Geflügelhaltung in Deutschland und darüber hinaus dar – dementsprechend finden sich hier auch viele Betriebe aus dem Fleisch-, Eier und Geflügelbereich. Im Raum Hannover/Braunschweig hingegen dominiert der Anbau von Getreide. Hier ist deshalb die Mühlenwirtschaft von hoher Bedeutung. Den Schwerpunkt der Getränkeherstellung stellt die Region um Hannover dar. Die Fischverarbeitung konzentriert sich im küstennahen Bereich.

Vor allem die hohe Zahl der in Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetrieben beschäftigten Mitarbeiter führt dazu, dass mehr als die Hälfte aller im Ernährungsgewerbe tätigen Personen im Raum Weser-Ems zu finden sind. 2014 waren in den dortigen Unternehmen der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln über 33.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit über 17,3 Mrd. € erwirtschafteten die Firmen in Weser-Ems rund 60 Prozent aller Branchenumsätze in Niedersachsen. Die Betriebe in Lüneburg zeichneten diesbezüglich für etwa 18 Prozent verantwortlich (5,3 Mrd. €).

In einigen Landkreisen ist die Ernährungswirtschaft als Wirtschaftsfaktor noch wesentlich bedeutender als auf Landesebene – dort rangiert die Branche sogar an erster Stelle innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes. Hinsichtlich der Umsätze trifft dies in erster Linie auf die Kreise Cloppenburg, Osnabrück, Vechta und das Emsland zu. So trug die Nahrungs- und Futtermittelwirtschaft in Cloppenburg im Jahr 2014 mit einem Jahresumsatz von 3,7 Mrd. € etwa 60 Prozent zum Gesamtumsatz des dort ansässigen Verarbeitenden Gewerbes bei, im Landkreis Vechta belief sich der Anteil auf etwa 44 Prozent. In Bezug auf die Arbeitsplätze sind vor allem die Kreise Cloppenburg und Ammerland zu nennen, dort sind etwa vier von zehn Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes der Ernährungswirtschaft zuzuordnen. In vielen Landkreisen erhöhte sich binnen Jahresfrist zudem die Anzahl der Beschäftigten - womit die Branche dort auch als Beschäftigungsmotor bezeichnet werden kann.

Wie hoch die regionale Konzentration der Nahrungs- und Futtermittelwirtschaft vor allem in der Weser-Ems-Region ist, zeigt sich daran, dass 2015 allein in den fünf führenden, dieser Region zugehörigen Landkreisen, nahezu die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche in Niedersachsen erwirtschaftet wurde (46 %). In allen fünf führenden Kreisen wurden 2012 zudem deutlich höhere mittlere Umsätze je Betrieb erzielt, mit etwa 84 Mio. € liegt dieser Wert im Landkreis Ammerland sogar doppelt so hoch wie im Landesmittel (Ø 2012: 42,3 Mio. €). Mit Ausnahme des Landkreises Osnabrück lag auch die Produktivität je Mitarbeiter in diesen Kreisen teilweise weit über dem Landesmittelwert von etwa 427.000 €, den Höchstwert erreichten diesbezüglich die Beschäftigten im Kreis Ammerland mit 647.000 €. Der höchste Durchschnittswert aller niedersächsischen Kreise hinsichtlich des Umsatzes je tätiger Person zeigt sich allerdings im Landkreis Hildesheim.