LI Food bringt das Thema Novel Food nach Brüssel


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  • Veranstaltungsort: Vertretung des Landes Niedersachsachen bei der EU

 

Am 20. März hat die Niedersächsische Landesvertretung bei der Europäischen Union zum Parlamentarischen Abend nach Brüssel geladen, um über die Transformation des Ernährungssystem und die Novel-Food Verordnung zu sprechen. Unter dem Titel Nachhaltige und innovative Lebensmittel: EU-Novel Food-Verordnung auf dem Prüfstand moderierte Christian Kircher, Geschäftsführer der LI Food, die Paneldiskussion mit Akteuren aus Politik und Wirtschaft.

Zu Beginn begrüßte die niedersächsische Ministerin für Landwirtschaft und Ernährung Miriam Staudte die Gäste und Panel-Teilnehmer und wies auf die Notwendigkeit eines Nachhaltigen Ernährungssystems und die besondere Stellung Niedersachsens als Agrarland Nummer Eins in Deutschland.

Aus der Europäischen Kommission nahm Dr. Klaus Berend, Direktor der Kommission teil. Bei Dr. Berend gehen die Novel Food Anträge ein, bevor Sie an die EFSA zur Beurteilung weitergeleitet werden. Dr. Thomas Janning nahm für die PHW Unternehmensgruppe an der Diskussion teil. Die PHW Gruppe ist neben dem traditionellen Geflügelgeschäft seit einigen Jahren auch mit Produkten aus pflanzlichen Proteinen am Markt, stellte bisher aber keinen Antrag auf Zulassung von Novel Food bei der EU. Des Weiteren nahm Simone Poppe am Panel teil. Mit der NewFood Consulting GmbH berät sie Unternehmen und auch Investoren, die neue Produkte entwickeln oder in diese investieren. Ivo Rzegotta vertritt das Good Food Institute Europe, ein non-profit Think Tank, der sich der Transformation des Ernährungssystems und insbesondere dem Thema Alternative Proteine widmet.

Christian Kircher berichtet, dass der Novel Food Prozess von Unternehme bei der EU als komplex und langwierig wahrgenommen wird. Die Folge: immer mehr Startups mit innovativen Produkten wenden sich an Außereuropäische Märkte wie Israel, Singapur und den USA. Den Eindruck wird vom Großteil der Teilnehmenden bestätigt. Simone Poppe berichtet von ihrer Erfahrung bei der Beratung. Insbesondere wenn Risikokapitalgeber involviert sind, steige der Druck bei Startups ihre Produkte an den Markt zu bringen und erste Umsätze zu generieren. Dies ginge in anderen Ländern deutlich schneller. Dr. Berend bemängelt andererseits die Qualität mancher Anträge. Teilweise fehlen Daten und Informationen, welche für die Überprüfung der Lebensmittelsicherheit durch die EFSA notwendig sind. Dies ziehe den Prozess unnötig in die Länge. Ivo Rzegotta fordert aus diesem Grund mehr Unterstützungen von Startups bei der Antragstellung. Es müsse in den Mitgliedsländern Anlaufstellen geben, welche Antragsteller beraten und den Prozess begleiten. Tatsächlich werden viele Anträge in Irland gestellt, da dort eine umfangreiche Beratungsinfrastruktur für den Novel Food Prozess bestehe.

Eine weitere große Sorge bestehe in der immer mehr politischen Aushandlung des Themas innerhalb der EU. So erwecke es den Anschein, dass sich eine „Union der Unwilligen“ bilde, wenn Länder wie Italien, Ungarn oder Frankreich, sich aus politischen Gründen gegen die Zulassung aussprechen. Das Panel war sich einig, dass die Entscheidung über Zulassung wissenschaftlich und evidenzbasiert getroffen werden müsse und die Bewertung über die Lebensmittelsicherheit oberste Priorität habe. Am Ende sollen Verbraucher*innen im Supermarkt eine eigene Entscheidung treffen können. Dr. Berend betonte an dieser Stelle auch noch mal, dass weder ein Land eigenständig ein Novel Food zulassen kann noch, dass ein Land nach einer EU-weiten Zulassung ein Novel Food verbieten könne. Hier drin besteht auch die Stärke des Novel Food Zulassungsverfahrens. Ist ein Lebensmittel erst einmal zugelassen, besteht Rechtssicherheit in der gesamten EU und die hohen Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit führt auch zu einem Vertrauen bei Verbraucher*innen.

Ergebnisse des Abends

Eine Reform der Novel Food Verordnung stehe nicht in Aussicht und würde auch zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Vielmehr müsse die EU mehr Anlaufstellen schaffen, um Unternehmen bei der Antragstellung zu beraten und zu unterstützen. Dies könnte zu einer Zunahme an qualitativen Anträgen führen und später zu einer Zulassung von innovativen und nachhaltigen Lebensmitteln, die dringend zur Transformation des Ernährungssystems benötigt werden. Des Weiteren bedürfe es an mehr öffentlicher Grundalgenforschung im Zusammenhang mit neuen Lebensmitteln, um dem gesamten Markt Teilhabe zu ermöglichen, aber auch durch evidenzbasierte Erkenntnisse gesellschaftlichen Vorbehalten entgegenzuwirken.

Zum Ende bedankte sich auch Frank Doods, Staatssekretär für Wirtschaft in Niedersachsen für die interessante Diskussion und nahm die Forderungen auf, um Sie in Niedersachsen aktuell zu halten.

 

 

 

 

Veröffentlicht am: Mi | 20 Mär, 2024